WEINLESE 2010

ENDLICH EINE SCHWIERIGE WEINLESE

27. WEINLESE VON MAURO SIRRI

Liebe Freunde,

Liebe Freunde, Bei Interviews auf sensationelle Nachrichten gieriger Journalisten, können sich die Wein- Erzeuger kaum zurückhalten und lassen sich oft zu nicht immer realistischen Aussagen gehen.

Wir leben ein glitzerndes und erleuchtetes Leben, wo alles aussergewöhnlich sein muss, und jedes Jahr müssen wir uns selbst mit immer auffallenderen Leistungen übertreffen. In den letzten zehn Jahren hatten wir mindestens 2 Weinlesen des Jahrhunderts (2003 und 2007), die vielleicht dieses Titels doch nicht würdig waren, 5 einmalige, 2 ausgezeichnete und eine gute. Also, ich hatte Sehnsucht nach einer schwierigen Weinlese, sie fehlte mir und im übrigen ist es eine sehr menschliche Erfahrungen. Ich rede von menschlicher Erfahrung im Sinne von einer Konfrontation des Menschen mit der Natur und von dem Bewusstsein, dass uns nicht alles gegeben ist.

KLIMAABLAUF

Die sehr reichlichen Schneefälle des Winters 2009/2010 (der letzte Schnee fiel Mitte März und häufte sich zu den 30 cm Schnee vom Dezember/Januar/Februar an) haben den Boden mit üppigen Wasservorräten versorgt.

Die Pflanzen begannen Anfangs Mai dank der schönen Frühlingstage kraftvoll Sprossen anzusetzten, aber das schöne Wetter dauerte nicht lange. Ab Mitte Mai bis zum 20. Juni war das Wetter schlecht mit ausgebreiteten Regenfällen auf die ganze Zeitspanne und mit unterdurchschnittlichen Temperaturen. Dieser Zustand hat zwei Probleme bewirkt: die Verlangsamung der vegetativen Entwicklung und die Schwierigkeiten, mit den landwirtschaftlichen Fahrzeugen in die Weinreben zu gelangen, vor allem in diejenige, mit lehmigem Boden.

Die landwirtschaftliche Arbeit, um Pflanze und Frucht im Gleichgewicht zu behalten, (Entlaubung, Ausgeizen und Eingriffe ins Grün) hat uns sehr in Anspruch genommen.

Mit vielen zu überwindenden Schwierigkeiten hat der Juli eingesetzt, aber leider mit einer barschen Temperaturerhöhung, die sogar 34-35 Grad erreichte.

Wärme und Licht sind zwar keine Feinde der Trauben, trotzdem wird die Photosynthese bei über 32 Grad gestoppt und die Reifung verlangsamt.

Wenn wir also die Verspätungen durch die Klimaverhältnisse der Monate Mai, Juni und Juli zusammenzählen, hatten wir Anfangs August ca. 15 Tage Verspätung auf unserem Arbeitsplan.

Ueblicherweise beginnen die Trauben in der letzten Juliwoche ihren Farbwechsel, aber dieses Jahr war noch anfangs August keine Spur davon zu sehen.

Es wurde dringend nötig, eine Lösung für diese angesammelte Verspätung zu finden.

Es war nicht auszuschliessen, eine „grüne Weinlese“ auszuführen: dass heisst, eine drastische Lichtung und Entfernung der am unteren Teil der Beeren gelegenen Blätter, für einen besseren Luftzugang um einen möglichen Angriff von Botritis Cinerea (Grauschimmelpilz) zu vermeiden.

Unterwegs erreichten wir die Weinlesezeit September. Die phenolische Reife hatte grosse Mühe einzutreten, trotz der durchgeführten landwirtschaftlichen Eingriffe. Vor der Weinlese mussten wir zusätlich auch noch bei den gegen Süden ausgesetzten Beeren lichten, welche unterdessen keinem Verbrennungsrisiko mehr durch direkte Sonnenbestrahlung ausgesetzt waren.

Die Trauben fingen endlich an zu reifen, aber sehr unregelmässig, desshalb musste die Leese sehr sorgfältig vorgehen, es wurde Stück für Stück jeder Rebe kontrolliert und nur da gelesen, wo die Beeren reif waren, die anderen wurden zurückgelassen.

Man kann sich wohl gut die Schwierigkeiten und die Ausgaben vorstellen, die wir bestreiten mussten. Obwohl die Natur nicht gerade gutmütig war, ist es uns trotzdem gelungen, durch Fleiss, Methode und Beharrlichkeit, Trauben mit nicht besonders hoher Zuckerkonzentration, aber dafür in gutem Gesundheitszustand, zu verarbeiten.

Dieser Erfolg in einer „Endlich Schwierigen Weinlese“ ist für uns ein grosses Ergebnis, welches uns als Unternehmen, als Winzer und als Menschen sehr befriedigt. Als Menschen die aus nicht gerade günstigen Ereignissen das beste erfasst haben.

ZWEI-TAUSEND-ZEHN ist meine 27. Weinlese

Glaubt mir, keine einzige gleicht der anderen, jede ist anders, eigenartig, nicht vorhersehbar und jede ist auf ihre eigene Art wunderlich.

Liebe Kunden,
ich bedanke mich von Herzen für die Freundschaft, die Sie uns gewähren.

Mit freundlichen Grüssen

Mauro Sirri